von Monika Gause
Adobe Illustrator in der Version 2024 wurde vor Kurzem auf der Adobe Max vorgestellt. In diesem Artikel erläutern wir Ihnen die wichtigsten und spannendsten Neuerungen.
Der Splash-Screen von Illustrator 2024 wurde von Martina Galarza aus Argentinien gestaltet.
Schnelleres Reparieren von Bildverknüpfungen
Bei der ersten Neuerung handelt es sich genau genommen um keine echte Neuerung, sondern eher um eine Wiederkehr. Fehlt in einem geöffneten Dokument ein Bild, das mehrfach im Dokument vorhanden ist, dann kann durch Aktivieren der Option Auf alle anwenden erreicht werden, dass das Bild nach Klick auf Ersetzen zugleich in allen Instanzen ersetzt wird.
Diese kleine Häkchen spart bei der Neuverknüpfung von Bildern einiges an Zeit.
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Einfaches Erstellen von Mockups
Durch die Modell-Funktion wird es möglich, eigene Designs in Mockup-Vorlagen zu integrieren, ohne dass man die dafür notwendigen Transformations- und Maskierungsarbeiten selbst erledigen muss. Illustrator bzw. die »künstliche Intelligenz« übernehmen diese Aufgabe auf Knopfdruck – und das wirklich ziemlich gut.
Diese Grafik soll auf den dahinterliegenden Becher gemappt werden.
Die Funktion in der Praxis einsetzen
Bevor die Funktion zur Tat schreiten kann, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Zum Beispiel muss es sich bei dem zu mappenden Element um eine Vektorgrafik handeln. Wie sie mit der Funktion praktisch arbeiten, erläutern wir übrigens im Rahmen dieses Artikels.
Der Weg zum fertigen Mockup ist denkbar einfach. Zunächst markieren Sie sowohl die zu mappende Grafik als auch das Motiv, in das diese integriert werden soll. Dann wählen Sie den Befehl Objekt → Modell (Beta) → Erstellen.
Der Gang ins Objekt-Menü reicht aus. Dort wählen Sie den Befehl Modell (Beta) → Erstellen.
Nach einer kurzen Warte- bzw. Berechnungszeit ist das Ergebnis auch schon verfügbar.
Die Grafik wurde räumlich korrekt auf den Becher gemappt.
Im ebenfalls neuen Modell-Bedienfeld kann man sich zudem alternative Mockup-Vorlagen anzeigen lassen, die aus dem Angebot von Adobe Stock stammen. Das Besondere ist, dass die aktuelle Grafik bereits in deren Vorschau-Bilder integriert ist. Möchte man diese Mockup-Bilder herunterladen und nutzen, muss man sie allerdings kostenpflichtig lizenzieren.
Das neue Modell-Bedienfeld bietet alternative Mockup-Entwürfe aus dem Angebot von Adobe Stock an und bindet in diese auch gleich die aktuell verwendete Grafik ein.
Die Grafiken lassen sich innerhalb der Mockups verschieben, auch von einem Objekt auf ein anderes. Die richtige Verzerrung bzw. Perspektive bleibt dabei erhalten.
Hier wurde die Grafik von den linken Becher auf den rechten Becher verschoben.
Die Funktion erkennt die Kanten und Räumlichkeit von Mockup-Objekten oftmals bereits relativ zulässig.
Kontextbezogene Taskleiste
Dieses neue Programmelement soll dabei helfen, Programmwege zu verkürzen und die Bedienung zu vereinfachen. Wie das Eigenschaften-Bedienfeld passt sich der Inhalt der kontextbezogenen Taskleiste an die jeweils gewählte Funktion oder Bearbeitungssituation an. Ist zum Beispiel eine Bitmap-Grafik markiert, bietet sie die Befehle für das Nachzeichnen oder Maskieren von Bildern an.
Die kontextbezogene Taskleiste besitzt einen dynamischen Inhalt, der sich je nach Funktion oder Bearbeitungssituation ändert.
Die kontextbezogene Taskleiste lässt sich jederzeit ein- ausblenden – über den Befehl Fenster → Kontextbezogene Taskleiste oder den Drei-Punkte-Button . Dieser Button öffnet ein kleines Menü, das weitere Optionen für die Leiste beinhaltet, u. a. das Zurücksetzen der Leistenposition.
Das Drei-Punkte-Menü steht in jeder Iteration der Leiste zur Verfügung.
Kontextbezogene Taskleiste in Photoshop
Auch in Photoshop gibt es eine kontextbezogene Taskleiste. Deren Möglichkeiten stellen wir diesem Artikel vor.
Neue Glätten-Funktion
Für das Glätten von Pfaden gibt es in Illustrator bereits verschiedene Funktionen, zum Beispiel das Glätten-Werkzeug . Mit der Glätten-Funktion, die man über den Menübefehl Objekt → Pfad → Glätten erreichen kann, gibt es nun eine weitere, etwas komfortablere Möglichkeit.
Bei dieser Funktion kann man nämlich den Grad der Glättung über einen Regler steuern.
Der Grad der Glättung lässt sich dank Regler fein abstimmen.
Texte wieder bearbeitbar machen
Manchmal passiert es, dass Entwürfe, in denen Text bereits auf Pfade reduziert wurde oder nur als Bitmap vorliegt, noch einmal bearbeitet werden müssen. Dann sind im Prinzip zwei Aufgaben zu erledigen. Zum einen muss die richtige Schrift gefunden bzw. aktiviert werden. Zum anderen muss der Textinhalt in Live-Text verwandelt werden, damit er mit dem Text-Werkzeug bearbeitet werden kann.
Damit dies schnell und komfortabel gelingen kann, gibt es nun das neue Retype-Bedienfeld, das sich zwar im Moment noch im Beta-Stadium befindet, aber durchaus bereits gute Dienste leisten kann. Sie öffnen es über Schrift → Retype (Beta).
Zusätzliche Installation erforderlich
Bevor die Funktion eingesetzt werden kann, muss noch eine zusätzliche Software installiert werden (Größe ca. 400 MByte).
Es genügt, den Text bzw. das Bitmap zu markieren. Danach werden die (vermeintlich) passende Schrift sowie weitere ähnliche Schriften im Retype-Bedienfeld aufgelistet.
In diesem Beispiel war die passenden Schrift bereits auf dem System installiert.
Damit die Textersetzung durchgeführt werden kann, muss das Objekt eingebettet worden sein – mit verknüpften Dateien funktioniert es nicht. Hat man sich im Retype-Bedienfeld für eine Schrift entschieden, braucht man diese nur noch zu markieren und danach auf Anwenden zu klicken.
Der Text wurde in Live-Text konvertiert. Dieser überdeckt den bisherigen Text – zumindest zu einem großen Teil.
Bei verschnörkelten oder gedrehten Texten hat die Funktion manchmal aber noch Probleme, alle Zeichen richtig oder überhaupt zu erkennen.
Bei diesem gedrehten Text scheitert die Funktion – obwohl die Lobster-Schrift durchaus bekannt und verbreitet ist.
In Pfade umgewandelte Schriften werden bereits relativ oft zuverlässig erkannt und ersetzt.
Hier hat die Funktion richtigerweise erkannt, dass es sich um eine Schrift von Adobe Fonts handelt.
Teilen von Entwürfen
Die Möglichkeit, Entwürfe über die Adobe Cloud zu teilen, um sie zu zeigen und Kommentare einzusammeln, wurde bereits im Laufe des Jahres 2023 in die Hauptversion von Illustrator integriert.
»Freigeben«-Funktion
In diesem Artikel erläutern wir Ihnen die Möglichkeiten der Freigeben-Funktion anhand von Beispielen.
Um einen Entwurf zu teilen, klickt man auf den Freigeben-Button, der sich in der Kopfeiste befindet. Danach können Sie entscheiden, wer den Entwurf sehen und beurteilen können soll – jede beliebige Person, welche die Linkadresse kennt, oder nur eingeladene Personen. Persönlich eingeladene Personen benötigen ebenfalls einen Creative-Cloud-Zugang.
Der Weg zum Review führt über den Freigeben Button.
Besitzt ein Entwurf mehrere Zeichenflächen, dann kann eingestellt werden, ob alle Zeichenflächen oder nur bestimmte präsentiert werden.
Ob alle oder nur bestimmte Zeichenflächen angezeigt werden sollen, kann ebenfalls eingestellt werden.
Die Zielpersonen können den Entwurf im Browserfenster öffnen und direkt kommentieren.
Nach Öffnen des Links im Browser kann der Entwurf angesehen und beurteilt werden.
Ändert man etwas am Entwurf, muss man diesen nicht komplett neu hochladen. Es genügt, nach Klick auf den Freigeben-Button auf den Button Inhalt aktualisieren zu klicken. Die eingeladenen Personen bekommen die Änderung sofort zu Gesicht, nachdem sie das Browserfenster aktualisiert haben.
Wurde der Entwurf geändert, genügt ein Klick auf den Button Inhalt aktualisieren, um auch die Review-Version aufzufrischen.
Bemaßung von Objekten
Eine Illustrator-eigene Funktion zur Bemaßung wurde schon seit Jahren herbeigesehnt. Nun gibt es sie – allerdings erst einmal nur in der Beta-Version, die man dafür installieren muss. Die Beta-Applikationen stehen ebenfalls in der Creative-Cloud-App zur Verfügung.
Arbeiten mit der Bemaßungs-Funktion
Wie man mit der Funktion in der Praxis arbeitet, erläutern wir ausführlicher in diesem Artikel.
Um eine Bemaßung durchzuführen, aktiviert man das Bemaßungs-Werkzeug . Dieses besitzt drei verschiedene Unterwerkzeuge: Bemaßung von Kanten, Winkeln und Rundungen. Durch Doppelklick auf das Werkzeug öffnet man die Bemaßungswerkzeugoptionen.
Über das Bemaßungs-Werkzeug können drei Arten von Bemaßungen erstellt werden. Durch einen Doppelklick auf das Werkzeug öffnen sich die Werkzeugoptionen.
Neue Bemaßungen werden erstellt, indem man auf ein Element klickt und zieht.
Bemaßungen lassen sich einfach und schnell mit der Maus durch Ziehen und Klicken erstellen.
»Text zu Vektorgrafik«
Die letzte Funktion, die wir in diesem Artikel vorstellen, ist zugleich auch die spektakulärste. Ab sofort können Sie komplette Illustrationen oder Teile von Illustrationen automatisiert erstellen lassen, indem Sie Illustrator über ein Texteingabefeld mitteilen was Sie haben wollen und wie Sie es haben wollen.
Dabei handelt es sich um eine generative KI-Funktion, die für das Funktionieren eine Internetverbindung benötigt, da auf die Ergebnisse des maschinenbasierten Lernens zurückgegriffen werden muss.
Die Texteingabe erfolgt entweder über das Eigenschaften-Bedienfeld oder das neue Text-zu-Vektorgrafik-Bedienfeld, das Sie ebenfalls über das Fenster-Menü aufrufen können.
Wenn nichts markiert ist, erstreckt sich die künstlich generierte Illustration über die komplette Zeichenfläche. Sie können diese aber auch auf eine Fläche beschränken, zum Beispiel ein zuvor aufgezogenes und markiertes Rechteck.
Komplette Szenen erstellen
Sie beschreiben einfach im Eingabe-Feld, was Sie haben möchten. Je genauer diese Beschreibung ausfällt, desto mehr Ansatzpunkte gibt es für die »KI«, eine geeignete Variation zu erstellen.
Die Eingabe »Sommer am fluss im wald farbenfroh« liefert gleich mehrere Variationen, für die man sich durch Anklicken entscheiden kann.
Objekte integrieren
Es können nicht nur komplette Illustrationen erzeugt werden, sondern auch Objekte in vorhandene Illustrationen integriert werden. Damit diese im Stil zur Illustration passen, kann entweder die Option An Stil der aktiven Zeichenfläche anpassen aktiviert oder mit dem Stil-Werkzeug auf die Illustration geklickt werden, deren Stil zugrunde gelegt werden soll.
Wichtig ist in diesem Fall, dass der Typ von Szene auf Motiv geändert wird, da das Ergebnis sonst als eigenständiges »Kunstwerk« angelegt wird.
Es wurde wie im Eingabe-Feld gewünscht ein Reh und ein Kitz integriert. Die weißen Flächen deuten darauf hin, dass der ganze Prozess pixelbasiert abläuft. Bei der nachgelagerten Vektorisierung kommt es dann zu Blitzern bzw. Fehlern.
Icons erstellen
Die Text-zu-Vektorgrafik-Funktion kann auch damit beauftragt werden, Icons zu erstellen. Diese können im Stil an vorhandene Icons angepasst werden. Dafür muss der Typ Symbol eingestellt und mit dem Stil-Werkzeug auf das Icon geklickt werden, dessen Stil adaptiert werden soll.
Hier wurden ein »Nahverkehr«-Icon erzeugt, das sich im Stil an die Schwarz-Weiß-Icons anlehnen soll. Zieht man kein Rechteck auf, wird die Variation recht groß eingebunden.
In Sachen Darstellungsqualität muss man allerdings noch Abstriche in Kauf nehmen. Bei genauerem Hinsehen wird schnell deutlich, dass die Linien nicht besonders präzise gezeichnet und auch nicht einheitlich sind, da keine Konturen angelegt worden sind.
Im Detail kann das Ergebnis zwar noch nicht überzeugen. Allerdings steht die Funktion auch erst am Anfang der Entwicklung.
Muster erstellen
Die Funktion kann schließlich auch noch damit beauftragt werden, Flächen mit einem Muster zu füllen, welches man zuvor über das Texteingabefeld beschrieben hat. Dafür muss der Typ auf Muster geändert und das Objekt, welches die Musterfüllung erhalten soll, markiert worden sein.
Wie gewünscht ist die T-Shirt-Form mit roten und blauen Sommerblumen gefüllt worden.
Das Besondere ist, dass die Muster so angelegt werden, dass sie über das Farbfelder-Bedienfeld angeklickt und bearbeitet werden können.
Die Musterflicken können bearbeitet werden.
Es gibt jedoch die Einschränkung, dass der Mustertyp nicht geändert werden kann. Zudem stanzen die Objekte den Hintergrund aus. Werden sie verschoben, entstehen Löcher. Aber immerhin können sie umgefärbt oder durch neue Elemente ergänzt werden.
Fazit
Das Update auf Version 2024 bietet viele spannende Neuerungen. Von denen befinden sich zwar einige noch im Betastadium oder stehen erst am Anfang der Entwicklung, z. B. die Text-zu-Vektorgrafik-Funktion. Allerdings macht es schon jetzt Spaß, damit herumzuexperimentieren. Und es ist (noch) nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden – wenn man einmal die damit verbratene Zeit außen vor lässt.
Solange sich die Funktion noch im Beta-Stadium befindet, dürfte die Nutzung der generativen Vektorfunktion erst einmal kostenlos bleiben. Allerdings ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch diese irgendwann gebührenpflichtig werden könnte – so wie dies ab dem 1. November 2023 bereits bei Adobe Firefly und anderen generativern KI-Funktionen der Fall sein wird.